WINNER FAIR AND EXHIBITION
Jurybegründung
Den Grad der Zerstörung und den Wiederaufbau in Form auf Boden und Wände analog und digital aufgebrachter Fotos und Grafiken erlebbar zu machen, gelang auf hohem gestalterischem Niveau. Eine so beeindruckende wie faszinierende Ausstellung, die emotional berührt und in Erinnerung bleibt.
Mit der nahezu vollständigen Zerstörung der Residenz Würzburg 1945 war der Wiederaufbau und die Rekonstruktion des Gebäudes eine Herausforderung für Generationen und ein Projekt mit Weitblick, welches 1981 für diese beispiellose Anstrengung mit dem Status des Weltkulturerbes gewürdigt wurde. Der 2020 eingeweihte Ausstellungsraum zu Wiederaufbau und Rekonstruktion der Residenz wurde grundlegend und umfassend von der Agentur Eydos entwickelt und umgesetzt.
Historische Recherche nach Text, Bild, Ton und Filmdokumenten, die Ausstellungskonzeption und -gestaltung, sowie die Realisierungsphase wurden komplett geleistet. Ein Raum, der Perspektiven öffnet, mit ihnen spielt und bewegt.
Großformatige Motive zwischen Zerstörung und Rekonstruktion spannen den thematischen Raum der Ausstellung. Konfrontiert mit einer Informationslage von hoher Quantität und Qualität setze Eydos bei der Kommunikation auf verschiedene Medien, die sich unterschiedlich erschließen lassen. Klassische Wandtexte, Grafiken und Exponate, sowie große Bildflächen und zwei individuelle Medieninstallationen ermöglichen diverse Zugänge. Eine Projektion auf Fensterglas zeigt einen fiktiven Ausblick und Rückblick.
Die dargestellte 3D-Animation der Residenz, begleitet von historischen Foto und Filmdokumenten lässt den Prozess der Dachinstandsetzung erfahrbar werden. Eine vollflächige Wandprojektion entwirft den Durchgang in das Spiegelkabinett. Diese Medieninstallation zeigt exemplarisch die Arbeit der unterschiedlichen Gewerke der Rekonstruktion. Beide Installationen lassen sich zukünftig durch ergänzende Medien oder neue Themenbereiche erweitern. So wird die Informationsdichte dem schnellen Blick, sowie dem intensiven studieren gerecht.
Die Ausstellung gewährt Einblicke in den Prozess der Rekonstruktion: Arbeitsdokumente, Werkstücke und Dokumentation verdeutlichen neben der Geschichte des Gebäudes auch die Entwicklung der Rekonstruktions- und Restaurationstechniken und des kunsthistorischen Verständnisses von Herstellung und Bewahrung.
Die Ausstellung entlässt den Besucher mit dem Bewusstsein, dass die Wiederherstellung und Pflege eines solchen Gebäudes nicht endet, sich vielmehr weiterentwickelt und stetig fortschreitet. Dieser kunsthistorische Schatz ist kein Ort des Stillstandes.